Cryptosporidien
Cryptosporidien (lat. Cryptosporida) sind einzellige Lebewesen. Diese Parasiten befallen nicht nur Wirbeltiere wie Leopardgecko, sondern auch recht häufig Kälber und unter Umständen auch Menschen. Hier allerdings richten sie weit weniger Schaden an, als bei Wirbeltieren. Bei gesunden Menschen bleibt die Infektion ohne Relevanz. Meist erfolgt eine Ausheilung ohne Behandlung. Nur immungeschwächte Personen bekommen mitunter massive Durchfälle die unter Umständen sogar letale Folgen haben können. Die Übertragung erfolgt über kontaminiertes Trinkwasser. Wobei mittlerweile davon ausgegangen wird, dass allein in Europa 3,5 % der Bewohner Ausscheider ohne Erkrankungszeichen sind. Genauere Zahlen dazu fehlen allerdings.
Die Einzeller leben auf Kosten der befallenen Wirtstiere. Ungefähr 20 Arten der Einzeller sind mittlerweile näher bestimmt, allerdings lässt sich nicht genau sagen, ob es nicht noch viel mehr verschiedene Unterarten gibt. Zusätzlich ändert sich der Wissensstand über die Schmarotzer laufend und es ist gar nicht so einfach immer auf dem Laufenden zu bleiben. Fest steht, dass Cryptosporidium saurophilum eher Echsen, wie den Leopardgecko befällt, und das Cryptosporidium serpentis eher Schlangen bevorzugt. Die Einzeller vermehren sich geschlechtlich und sind nur schwer zu bekämpfen. Sie nisten sich in die Zellwände ein, und können so weder durch extrazellulär wirksame, noch durch intrazellulär wirkende Medikamente bekämpft werden. In der Zellwand werden sogenannte Oozysten gebildet. Diese enthalten Sporen, die im Kot der befallenen Tiere nachgewiesen werden können. Gelangen diese nun ins Trinkwasser der Leopardgecko, schließt sich er Kreislauf. Je mehr Oosysten im Kot nachgewiesen werden können, desto stärker ist der Befall des betroffenen Tieres.
Das Trinkwasser gilt als häufigste Infektionsquelle. Eine Übertragung durch mit Kot verschmierte Steine oder Dekorationsmaterialien ist ebenso möglich. Analog zum Menschen könnte man es als Schmutz- und Schmierinfektion bezeichnen. Der Erstbefall tritt meist nach einem Fremdbesatz ein, der statt in Quarantäne, direkt zu den eigenen Tieren gegeben wird. Die Verbreitung über Aerosole, also über die Luft, scheint ebenfalls möglich zu sein. Konkret nachgewiesen konnte dies allerdings noch nicht werden. Futtertiere tragen höchstwahrscheinlich andere Stämme von Cryptosporidien. Diese gefährden weniger den Tierbestand, als wenn dann eher ihre menschlichen Halter. Anfälliger für die Erkrankung sind genetisch veränderte Farbformen, allerdings kann dieses Risiko durch die optimale Haltung gemindert werden. Bricht die Erkrankung aus, zeigen sich Symptome wie Durchfälle, Verdauungsstörungen bis hin zum Gewichtsverlust. Auffällig sind auch die zunehmende Austrocknung und die Lethargie der Tiere.
Schwierig ist die Diagnosestellung auch dadurch, dass nicht unbedingt alle Leopardgecko Symptome zeigen. Die Einzeller sind hoch infektiös. Eine Infektion mit Cryptosporidien bedeutet allerdings nicht, dass zwangsläufig Krankheitszeichen entwickelt werden. Je schlechter die Haltungsbedingungen und je schlechter das Immunsystem des Leopardgecko, desto eher kommt es zu einem Ausbruch der Krankheit. Stress zum Beispiel erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Leopardgecko Symptome entwickelt. Ist dagegen das Immunsystem des Tieres stark genug, werden auch keine Symptome entwickelt. Das erschwert zusätzlich eine sichere Diagnosestellung. Kotproben zur genauen Diagnostik sollten nach Möglichkeit zeitnah dem Untersuchenden übergeben werden. Die Konservierung mittels spezieller Präparate ist eine Alternative, wenn das Labor weiter entfernt sein sollte. Die Menge an Untersuchungsmaterial muss hier ausreichend groß sein und sich immer nur auf ein Tier beschränken. So kann die Diagnose mit größerer Sicherheit gesichert werden.
Die Diagnose lässt sich über mehrere verschiedene Untersuchungsverfahren stellen. Die Gramfärbung der Kotproben macht einen Nachweis unter dem Mikroskop möglich. Als erstes sollte immer die mikroskopische Untersuchung erfolgen. Als zweites Verfahren kommt ein Nachweis von DNA-Antigenen in Frage. Diese Methode lässt indirekt darauf schließen, dass das betreffende Tier bereits einmal Kontakt mit Cryptosporidien hatte. Allerdings lässt es keinen Schluss auf lebende Erreger zu. Beide Verfahren können aber auch zu falschen Ergebnissen, zum Beispiel bei Leopardgeckos mit starkem Immunsystem, führen.
Indirekt wird der Nachweis auch über die PCR (Polymerase Chain Reaction) durchgeführt. Hier wird ebenfalls die DNA untersucht und die erregerspezifischen Antigene nachgewiesen. Bei dieser Untersuchung kann auch der genaue Typ der Cryptosporidien bestimmt werden. Das Tier sollte aber Symptome der Erkrankung aufweisen, da es sonst zu falsch negativen Ergebnissen kommen kann. Auch die Qualitätsansprüche des gewählten Labors spielt bei der Diagnosestellung eine Rolle. Ebenfalls sollte erfragt werden, nach welchen Antigenen genau gesucht wurde. Eine PCR Untersuchung lässt sich mit dem sprichwörtlichen „mit Kanonenkugeln auf Mücken“ schießen vergleichen. Für große Felduntersuchungen ist die PCR das Mittel der Wahl, für einzelne Untersuchungen zur Bestimmung einer Diagnose ist sie für den Einzelnen sehr teuer und bringt weder ein sichereres noch genaueres Ergebnis als die vorher genannten Untersuchungen.
Die Erkrankung ist derzeit nicht heilbar. Ein infiziertes Tier sollte isoliert werden. Stress muss auf ein Minimum reduziert werden, das stärkt das Immunsystem des Leopardgecko. Das Terrarium ist täglich zu reinigen und der Bodengrund und die Einrichtung nach Möglichkeit ebenfalls täglich ausgetauscht werden. Sämtliche Therapieansätze zeigen bis jetzt wenig bis gar keinen Erfolg. Das Medikament Humatin zum Beispiel kann zur Verringerung der nachweisbaren Ausscheidung von Erregern führen. Die Tiere werden auch wieder beschwerdefrei. Das grundlegende Problem daran ist, dass nach Absetzen des Medikaments innerhalb kürzester Zeit wieder Symptome auftreten können. Zusätzlich bleiben diese Leopardgeckos lebenslang eine Infektionsquelle für den restlichen Bestand. Sie müssen also in Einzelhaltung untergebracht werden können und die Dekorationsmaterialien etc. müssen strikt vom Inventar des gesunden Bestands getrennt werden. Da die Erkrankung mit einem entscheidenden Verlust an Lebensqualität für das Tier einhergehen kann, muss jeder Halter die Frage zur Euthanasie selbst entscheiden. Laut Studien ist die Lebensdauer der betroffenen Tiere verkürzt, allerdings heben optimale Bedingungen und das Verhindern von neu auftretenden Symptomen die Lebenserwartung leicht an. Laut der aktuellen Rechtsprechung darf in Österreich fachmännisch euthanasiert werden, wenn ein Tierarzt eine unbehebbare Erkrankung diagnostiziert hat.